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MEDIEN & News ARCHIV

«Eine Insolvenzversicherung für die Airlines ist dringend nötig!»

24.08.2017 00:08

Zu Beginn eine Definitionsfrage: Ist STAR nun ein Verband, ein Verein oder eine Vereinigung?

Ein Verband ist der Zusammenschluss einer Berufsgruppe. So gesehen sind wir ein Verband – zumal es in der Schweiz einen Verband für die Retailer und einen für die Tour Operators gibt.

 

Wie meinen Sie das?

Sagen wir es so: Der SRV-Präsident hat im TI erklärt, dass sie viel für die Kleinen machen. Daraufhin erhielt ich ein paar Telefonanrufe, was er damit wohl meine? Was der SRV für die kleinen Retailer mache, habe auf einem Bierdeckel Platz. (schmunzelt)

 

Was macht STAR für seine Mitglieder?

Ohne STS (Swiss Travel Security) würden die Retailer dreimal mehr bezahlen im Garantiefonds. Die Prämien wurden reduziert, als wir die STS lancierten. Auch der Mitgliederbeitrag beim SRV wurde gesenkt, sobald der STAR gegründet wurde. Und dann bieten wir bei der beim Mikro-Touroperating wichtigen Haftpflichtversicherung eine Verbandslösung an. Rund 200 Büros sind an dieser Kollektivversicherung angeschlossen, die sehr viele Leistungen zu einem günstigen Preis beinhaltet. Vor allem aber wird die neue Webpage den Mitgliedern viele Services bringen.

 

Erzählen Sie uns davon.

Wir machen den neuen Auftritt im Alleingang, unterstützt durch eine indische IT-Firma. Das Tool «Tour Package» wird in einer neuen Qualität erscheinen. Fast jedes Büro hat heute sein kleines Mikro-Touroperating; über unsere Seite kann es damit ein breiteres Publikum erreichen. Dank eigenem Login kann es Daten selber mutieren, bekommt statistische Zahlen zu Nutzern etc. Die Nutzer wiederum können gezielt nach Reisebüros suchen, z.B. nach STAR-Mitgliedern mit einem Veranstalter-Code, französischer Beratung, Öffnungszeiten und mehr. Je aktiver ein Büro via direktes Login ist, desto besser ist sein Ranking innerhalb der Suche durch die Kunden.

 

Wird man auf der STAR-Seite auch buchen können?

Nein, aber es gibt einen Link auf die eigene Seite des Büros. Wir wollen die Kunden zum Reisebüro bringen.

 

Wie erfährt der Konsument davon?

Das ist unsere grosse Herausforderung. Das Ganze steht und fällt mit dem Traffic auf der Seite. Auch die Mitglieder müssen mitziehen. Wir werden, übrigens als Erste, Branded Logos installieren. Jedes Büro hat ein eigenes Logo, z.B. «Reisebüro X garantiert mit STS für Ihre Reise». Dieses kann auf der eigenen Homepage, in Mails und der Werbung integriert werden. Ein Klick des Kunden verifiziert das Reisebüro als STS-versichert. Und wir können neu schnell die Verlinkung deaktivieren, sollte ein Büro nicht mehr STS-versichert sein.

 

Wann wird die neue Seite gelauncht?

Nach der Sommerpause, ein genaues Datum kann ich noch nicht nennen. Das wird aber erst ein erster Teil des gesamten neuen Auftritts sein. Wir werden auch die Sammelcodes bei den TOs, die Kommunikation mit den Büros, die Verrechnung, Dossierübersicht etc. darüber laufen lassen. Das Reisebüro wird mit dem eigenen Login Zugriff auf alle Informationen haben.

 

Apropos Sammelcode: Wird dieser von den TOs überhaupt geschätzt?

Mit unserem Sammelcode ist das kein Problem. Unserer ist ja legal – dass es in der Branche auch noch ein paar illegale gibt, ist schon möglich. Der wirkliche Gewinn für die Mitglieder ist, dass ein STAR-Reisebüro sich auf einen TO als Prioritätspartner konzentrieren kann und den Rest über den Sammelcode buchen kann. All diese restlichen Umsätze aller Büros ergeben auch wieder einen ansehnlichen Umsatz und uns bzw. den Büros gute Konditionen. Der TO wiederum hat mit uns nur einen Ansprechpartner, ein LSV usw. – das wird sehr geschätzt.

 

Über den Sammelcode buchen auch Reisebüros ohne Kundengeldabsicherung. Ist das nicht ein Problem?

Nein, sobald die Reise bei uns über den Tisch geht, ist sie durchgehend abgesichert. Wenn das Reisebüro Konkurs geht, dann haftet STAR Enterprises; wenn dieser Konkurs gehen würde,  steht die STS ein.

 

Wie hat sich die Mitgliederzahl bei STAR entwickelt?

Zu besten Zeiten waren es rund 600, dann hat sich die Zahl markant reduziert.Seit ein paar Jahren liegt sie konstant bei rund 380. Rund 200 davon nutzen den Sammelcode. Übrigens gibt es auch Büros, die in beiden Verbänden Mitglied sind. Von der neuen Homepage und den Services verspreche ich mir sehr viel. Wir werden vermehrt SRV-Mitglieder angehen, um ihnen aufzuzeigen, was wir alles bieten.

 

Wie stark engagieren sich Ihre Mitglieder? Eine Stimmbeteiligung von 31% bei der brieflichen GV ist eher ernüchternd.

Wir wissen alle, wie eine GV funktioniert. Dem sollte man nicht zu viel Gewicht beimessen. Offenbar sind die Mitglieder mit unserer Arbeit zufrieden, sonst hätten wir mehr Nein-Stimmen. Grundsätzlich leben wir vom Input der Reisebüros. Hören wir mehrmals die gleichen Vorschläge, dann gehen wir dem vertieft nach. Die erweiterte Jobbörse oder Tour Package sind solche Dinge, die aufgrund von Inputs entstanden sind.

 

Ist eine GV an einer Destination kein Thema mehr?

Nein, das hat früher mal funktioniert. Trotzdem beklagten sich jeweils viele über die Auswahl der Destination. Man kann nie alle zufriedenstellen, deshalb lassen wir es und halten an der brieflichen GV fest. Natürlich wäre es schön, wenn wir etwas mehr soziale Kontakte pflegen könnten.

 

Aber da gab es doch etwas.

Sie meinen den Star Point. Das hat sich leider totgelaufen, weil immer die gleichen Leute kamen und der Event nicht weiterentwickelt werden konnte. Nun haben wir aber mit dem STAR Event eine neue Anlass-Serie lanciert, die wir in Zusammenarbeit mit Partnern organisieren und dazu gezielt die passenden Mitglieder einladen. Diese Reihe wollen wir fortführen, sobald die neue Website online ist.

 

Kommen wir zur Swiss Travel Security (STS). Da gibt es auch einen Rückgang bei den Teilnehmern, oder?

Nur einen leichten, die Teilnehmerzahl ist stabil. In letzter Zeit haben wir vermehrt Anfragen von ausländischen Anbietern, die beim Garantiefonds nicht mehr unterkommen. Aber unser Bedürfnis, solch grosse Risiken einzugehen, ist gering. Ein einziger Schadenfall könnte da die ganze STS gefährden, wir sind überaus vorsichtig.

 

Hatten Sie letzthin Schadenfälle zu beklagen?

Nur die beiden im 2016 abgeschlossenen Fälle Sun Wings Travel und B&W Reisen. Insgesamt und nach Abzug der Garantiesummen wurde die STS-Rechnung mit CHF 45000 belastet. Die Deckungssumme des STS beträgt im Moment rund CHF 14 Mio. und wird sich nicht gross verändern.

 

Eine Beitragssenkung dank der steigenden Deckungssumme ist also nicht in Sicht?

Nein. Erwähnenswert ist, dass bei uns das Verhältnis von vorhandener Deckungssumme zum Umsatz der STS-Teilnehmer, also der Deckungsgrad, wohl am besten ist. Fairerweise muss man anfügen, dass der Garantiefonds andere Regeln hat. Dort ist wichtig, wie man die drei grossen Reiseunternehmen eingebunden hat. Wenn ich der Garantiefonds wäre, würde ich bei einem Schadenfall durch einen der drei Grossen die anderen zwei in Solidarhaftung nehmen.

 

Wurden aus Fällen wie WTA-X, der den Garantiefonds betraf, auch bei STS Lehren gezogen?

Direkte Auswirkungen gab es keine, wir sind sehr schweizerisch ausgerichtet. Als Lernprozess war es allemal dienlich. Sicherheit kommt zuerst. Das heisst für uns, alle bestehenden Teilnehmer jedes Jahr neu zu prüfen und Neuanträge genau zu durchleuchten.

 

Wie sieht eine solche Überprüfung aus?

Jedes Dossier, also die von den Teilnehmern eingereichten Zahlen, schauen wir zu dritt genau an. Anhand des Ratiopapiers erhalten wir dann einen guten Ein- und Überblick. Meistens können wir 70% gleich durchwinken, 20% müssen wir jeweils genauer anschauen und bei rund 10% gibt es eine Erhöhung der Garantiesumme oder gar eine Sperrung. Grundsätzlich wird die Garantiesumme aufgrund des Umsatzes, des Gewinns, der Rechtsform der Firma und weiteren Kriterien festgelegt.

 

Rechnen Sie wegen der Motion Markwalder nun mit mehr Anfragen?

Meines Wissens soll die Umsetzung der Motion definieren, wie Reiseunternehmen ohne Kundengeldabsicherung gebüsst werden können. An der Frage, ob einer eine Kundengeldabsicherung braucht oder nicht, ändert sich dadurch aber nichts. Es mag einige Fälle geben, die bis anhin durch die Maschen geschlüpft sind, aber ich rechne nicht mit vielen Neuanträgen.

 

Wie geht es bei dieser Sache nun weiter?

Auf Einladung des Bundesamts für Justiz wird es im November ein Roundtable in Bern geben, wir sind auch eingeladen. Positiv ist, dass wir uns äussern können und uns nicht einfach etwas vorgelegt wird. Auf das Resultat bin ich gespannt. Es ist ja heute noch unklarer als früher, was genau eine Pauschalreise überhaupt ist.

 

Wie könnten die geplanten Sanktionen denn aussehen?

Der SRV träumt wohl von sechsstelligen Bussen. Ich habe meine Meinung, halte mich aber noch bedeckt.

 

Sie wünschen sich ja vielmehr eine Airline-Insolvenzversicherung.

Ja, die ist dringend nötig. Anstatt kleine Büros, die mit viel Herzblut etwas Mikro-Touroperating betreiben und nie Kundengelder veruntreuen würden, zu bestrafen. Das jüngste Beispiel ist Air Berlin, die nur noch mit staatlicher Unterstützung in der Luft bleibt. Bei einem Grounding wären einmal mehr die Passagiere und mit ihnen die Reisebüros die Geschädigten.

 

Wie sehen Sie den Fall Air Berlin?

Ich bin erstaunt, wie sich etliche vor allem über den Zeitpunkt der Insolvenz überrascht zeigen. Das hat sich seit zwei Jahren klar abgezeichnet. Was die deutsche Regierung jetzt bietet, ist reiner Wahlkampf. Man muss die Gemüter beruhigen, die Nation soll noch problemlos aus den Ferien zurückkehren können. Genau das Gegenteil wäre richtig, dann würde der Druck so stark, dass man an einer Kundengeldabsicherung für Airlines kaum mehr vorbeikommen würde.

 

Viele meinen, die wäre nur global umsetzbar.

Nein, man könnte das auch nur für die Schweiz umsetzen. Und es wäre erst noch ein Wettbewerbsvorteil. Empfinden wir es wirklich als Nachteil, wenn die Tickets unserer Kunden abgesichert sind? Es werden immer Airlines in die Schweiz fliegen, auch wenn sie die Ticketgelder der Kunden, die ab der Schweiz fliegen, absichern müssten. Einen höheren Meilenpreis als hier kann man nicht erzielen.

 

Wie müsste man das angehen?

Man müsste eine Initiative mit nur einem Satz starten, das hat Aussicht  auf Erfolg: «Airlines, welche ihre Kundengelder nicht absichern, hat das BAZL die Betriebsbewilligung zu entziehen. » Das versteht jeder, die Initiative käme sicher zustande. Man könnte z.B. die Airlines dazu verpflichten, den Gegenwert der im BSP gebuchten, aber noch nicht abgeflogenen Tickets als Garantie auf einer Bank in der Schweiz zu hinterlegen. Das BSP müsste die entsprechenden Daten täglich aufbereiten und liefern.

 

Das Thema Airlines scheint Sie stark zu beschäftigen.

Ja, denn mit Air Berlin wird es jetzt denselben staatlich sanktionierten Betrug geben wie damals mit der Swissair. Wohin gingen damals die guten Assets und vor allem die Slots? Die hätten Geld in die Kasse gespült, aber nein, man baute mit staatlichen Geldern aus der Crossair die Swiss auf und hat diese dann inkl. Slots an die Lufthansa verschenkt. Auch die Fünfte Freiheit sollte endlich durchgesetzt werden. Dann kämen weitere gute Airlines in die Schweiz und die Preise würden sinken. Wir wären nicht so stark abhängig von der Swiss.

 

Der richtige Zeitpunkt für die Initiative.

Derzeit habe ich andere Prioritäten, aber ich bereite mich auf den nächsten Konkurs einer Airline vor, damit wir dann an den Start gehen können.

 

Werfen wir noch einen Blick auf die Schweizer Reisebüro-Landschaft. Da verschwinden immer mehr kleine, unabhängige Büros. Da ist eigentlich Ihr Zielpublikum.

Es gibt zwei Arten von Reisebüros: die alteingesessenen, die seit 30 und mehr Jahren am Markt sind. Die haben noch immer Mühe, eine Beratungsgebühr zu erheben und erwirtschaften kaum mehr eine Marge. Viele von denen haben auch ein Nachfolgeproblem. Für ein Büro bekommt man heute nur noch so viel Geld, wie die Eröffnung eines neuen Büros kosten würde. Auch der Kundenstamm ist heute kaum mehr etwas wert – es reist ja jeder, man kann quasi das Telefonbuch als Kundenstamm nehmen. Mit den technologischen Möglichkeiten kann man jeden erreichen. Dann gibt es die neueren Büros, die selbstsicher auftreten, als reiner Dienstleister agieren und sich diese Dienste bezahlen lassen.

 

Haben sich die Bedingungen für die Eröffnung eines Reisebüros verändert?

Nicht wesentlich, ausser vielleicht ein paar rechtliche Aspekte. Dafür können unsere Mitglieder übrigens unseren Rechtsdienst in Anspruch nehmen.

 

STAR: Politik und Wirtschaft unter einem Dach

Swiss Travel Association (STAR) gibt es seit 1995 und befindet sich im Bahnhofsgebäude Birmensdorf/ZH. Unter STAR wird laut Luc Vuilleumier Politik gemacht, unter Star Enterprises AG wirtschaftliche Bereiche wie Sammelcode, Tour Package und mehr abgewickelt. Die Firma Skyways führt den SBB-Schalter als privater Stationshalter. Wann damit Schluss sein wird, ist offen. Eine hängige Motion will die SBB verpflichten, die Drittverkaufsstellen länger betreiben zu lassen. Für Vuilleumier ist das Ende verkraftbar: «Es war kein Verlustgeschäft, aber ein hoher Administrationsaufwand. Auf den Personalbestand wird es keinen Einfluss haben. Wir bleiben hier und überlegen, in den Räumlichkeiten ein Shop-in-Shop-Konzept umzusetzen.» In Zukunft kümmert sich Skyways um die Jobbörse auf der neuen Website. Nebst Vuilleumier und René Gugger (Chief Finance & Administration sowie STS) sind noch vier Mitarbeitende in Birmensdorf tätig. «Die leisten hervorragende Arbeit, ich hatte noch nie ein so gutes Team», sagt er.

 

Urs Hirt/Stefan Jäggi

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